Das letzte Jahr war zu turbulent für meinen Geschmack. Zwei Arbeitgeberwechsel sind an sich schon zu viel, wenn es auch notwendig war. Dazu noch ein Umzug in eine benachbarte, aber doch neue und gänzlich unbekannte Region. Nichts lief wie es sollte, weder zeitlich noch organisatorisch. Das Privatleben blieb auf der Strecke, manch einer wäre verzweifelt bei alledem. Vielleicht liegt´s an meinem mir selbst zuweilen unheimlichen schier grenzenlosen Optimismus, daß alles irgendwann gut wird.

Der 01.02.2014 soll also (mal wieder) ein Neustart werden. Alles schon mal dagewesen und doch ist diesmal alles anders. Ich fühle mich am neuen Ort viel wohler als an all den anderen Orten, die ich bewohnt habe. Hier ist Mittelerde und ich bin Gandalf, der Graue. Ich tue Dinge, die man eigentlich immer nur als Rentner macht: ausgedehnte Sonntagsspaziergänge, ne Viertelstunde auf dem Balkon stehen und den Blick schweifen lassen... Ich lebe ein Leben, das ich mir immer gewünscht habe, das aber vor allem am letzten Wohnort so unerreichbar schien wie der Mond. Die Milch wird roh beim Bauern gekauft und eigenhändig pasteurisiert, Fleisch wird beim Metzger mit eigener Schlachtung bezogen. Ist zwar teurer, aber dafür auch besser. Und man muß auch nicht jeden Tag Schnitzel essen. Es geht mir besser hier.

Auch der Job trägt bislang sein Scherflein zu meinem Wohlbefinden bei. Hier funktioniert das Minimax-Prinzip: Weniger Arbeit für mehr Geld. Möglich machts der Stundenlohn. Alles ist ruhiger in dieser Firma. Man fühlt sich nicht mehr wie die Sau, die durch´s Dorf gehetzt und für alles schlechte auf der Welt verantwortlich gemacht wird.

Wäre schön, wenn´s mal so bleibt.